Warum sich die Seele inkarniert

Spirituelles Wesen: Jesus von Nazareth
Medium: James E. Padgett
Datum: 21. März 1920
Ort: Washington, D.C., USA

Ich bin hier, Jesus.

Du bist heute Nacht in guter Verfassung. Ich nutze deshalb die Gelegenheit, dir ein paar Zeilen zu schreiben. Im ersten Teil dieser Botschaft werde ich dir erklären, was die Seele dazu veranlasst, sich auf Erden zu inkarnieren, und im zweiten Teil geht es darum, dass jeder Mensch es selbst in der Hand hat, welche Zukunft ihn dereinst erwartet, indem er sich für einen der beiden möglichen Wege entscheidet.

Ich war heute bei dir und habe zusammen mit dir vernommen, was der Priester [Dr. Pierce] in seiner Predigt über die wahre Religion gesagt hat und warum er sich der Unitarischen Kirche angeschlossen hat, welcher er als Oberhaupt und Glaubenslehrer vorsteht. Er ist zweifellos ehrlich und ernsthaft in seinen Überzeugungen, und soweit er seiner eigenen Lehre folgt, ist ihm das Glück sicher, von dem er gesprochen hat—vorausgesetzt, er tut, wovon er predigt, um seiner Gemeinde als Beispiel voranzugehen.

Es ist richtig, wenn er behauptet, dass es ein universelles Gesetz gibt, welches das Leben der Menschen mit geradezu wunderbarer Macht formt. Wenn der Mensch sich von dieser Gesetzmäßigkeit tragen lässt und bestrebt ist, ihren Weisungen Folge zu leisten, kommt dies nicht nur dem Einzelnen zugute, sondern es gereicht der gesamten Nation zum Segen.

Dieses Gesetz besagt, dass der Mensch, wenn er einmal jene Wahrheit erkannt hat, dieser Regel folgen muss, will er verhindern, dass sich die segensreiche Wirkung ins Gegenteil verkehrt. Wer dieses Gesetz anwendet, wird nicht nur bei der Überwindung der Schwierigkeiten und Sorgen des Lebens wunderbare Hilfe erfahren, sondern auch die Kraft erhalten, Hindernisse, die der Verstand nicht bewältigen kann, mit Leichtigkeit zu meistern.

Dies ist in der Tat eine wunderbare Wahrheit, und wenn der Mensch bereit ist, sie auf sein Leben anzuwenden, wird dieses Umdenken dazu führen, dass sich sein Leben in Güte ordnet, durchdrungen von der Harmonie, die zwischen Gott und jedem Einzelnen erwächst. Und doch ist das nur das Nebenprodukt dessen, was der Priester wahre Religion nennt, denn der wichtigste Zweck und das Ziel echter Religion ist es, dem Menschen zu zeigen, wie er in eine weitaus größere und engere Harmonie mit dem Willen Gottes kommen kann, indem er eins mit dem Vater wird.

Viele Menschen fokussieren sich ganz und gar auf ihr gegenwärtiges, sterbliches Leben. Sie suchen Mittel und Wege, ein erfolgreiches und glückliches Erdenleben zu führen, was durchaus gelingen kann, wenn der Mensch die Läuterung seiner natürlichen Liebe in den Fokus stellt, um sich wieder harmonisch in das Gefüge der universellen Schöpfung einzuordnen. Dennoch gibt es ein wesentlich größeres Ziel, das der Mensch bereits auf Erden verfolgen sollte und welches nur darauf wartet, erreicht und in Besitz genommen zu werden, auch wenn der Priester diesen Weg weder kennt noch predigt.

Wie ich dir ein bereits geschrieben habe, ist der Grund, warum sich die Seele im Fleisch verkörpert, der Drang, die ihr innewohnenden Eigenschaften und Attribute in der Materie zu erfahren und auszuleben. Alle anderen Dinge sind von sekundärer Bedeutung und mehr oder weniger zufällige Begleiter dieses Individualisierungsprozesses.

Jede Seele, die sich auf Erden verkörpert, hat ihr anvisiertes Ziel bereits erreicht, ob sie diesen erstrebten, materiellen Körper als Säugling verlässt oder erst als reifer Greis. Der Unterschied liegt lediglich darin, dass der Greis eine längere Zeitspanne zur Verfügung hat, seine Erfahrungen zu sammeln—ein Umstand, der für oder wider ihn zählen kann.

Der Sinn und Zweck jeder Inkarnation ist die Individualisierung der Seele. Dieses Sich-Selbst-Erkennen beginnt in dem Augenblick, in dem die Seele das fleischliche Gefäß betritt, das Vater und Mutter bereitstellen. Ab diesem Moment entfalten sich alle Eigenschaften und Attribute, mit denen die Seele erschaffen und ausgestattet worden ist. Dieses Wissen, das die Seele in alle Ewigkeit bewahrt, kann niemals mehr verloren gehen, denn soweit wir hohen, spirituellen Wesen wissen, kann eine Seele nicht sterben.

Auch wenn es möglich ist, dass die Seele in den Stürmen des irdischen Lebens Schiffbruch erleidet und vielen zerstörerischen und lebensbedrohlichen Gefahren ausgesetzt scheint, ist der Gewinn, der durch diese Individualisierung erwächst, mit nichts aufzuwiegen. Die Seele braucht dieses Erfahrungsfeld, um sich und ihre ganz persönlichen, unverwechselbaren und individuellen Wesenszüge kennenzulernen. Nur so begreift sie, wer und was sie ist, um sich bewusst zwischen Gut und Böse entscheiden zu können.

Alles, was die Seele auf diese Weise erfährt, formt ihre Persönlichkeit. Dieses Wissen geht auch dann nicht verloren, wenn sie ihren irdischen Körper zurücklässt. Ohne die Wahlmöglichkeit aber, sich für oder wider etwas zu entscheiden, ist eine Selbsterkenntnis unmöglich.

Die Individualisierung der Seele findet in zwei Schritten statt—in einem grobstofflichen Körper, der es dem Menschen ermöglicht, seine Erfahrungen in der irdischen Sphäre zu machen, und in einem spirituellen Körper, der zwar materieller Natur ist, aber von ätherischer und feinstofflicher Art.

Im Augenblick der Inkarnation nimmt die Seele die Form in Besitz, die ihr von den Kräften, die in den Eltern vorhanden sind, vorbereitet worden ist. Während ihres gesamtes, irdischen Leben behält die Seele diese Körpermerkmale bei. Gleichzeitig mit dem physischen Körper erhält die Seele einen spirituellen Körper, welcher für sie geschaffen wurde, oder den sie zu sich zieht, und welcher für immer die Seele begleitet. Beide Körper sind materieller Natur. Der eine besteht aus der sichtbaren Materie des Universums, der andere aus unsichtbaren Bestandteilen, die aber dennoch stofflich sind.

Der physischer Körper, wie dir bereits bekannt ist, dient nur der kurzen Zeitspanne, da die Seele auf Erden lebt, ehe sie ihn wieder ablegt. Der spirituelle Körper aber, der weit weniger haltbar erscheint, ist für die Ewigkeit geschaffen und bleibt für immer der Begleiter der jeweiligen Seele. Auch wenn der spirituelle Körper einem beständigen Wandel unterliegt—abhängig davon, wie sich die Seele entwickelt und reift, ist er doch untrennbar mit der Seele verbunden.

Für uns, die wir im Feinstofflichen leben, ist der spirituelle Körper genauso real und erfahrbar, als wäre er aus Fleisch und Blut. So wie ihr Sterbliche in der kurzen Zeit des Erdenlebens eure Mitmenschen—die in Wahrheit Seelen sind—an ihrer äußeren Erscheinung unterscheidet, erkennen wir uns im Jenseits an den Formen unserer feinstofflichen Körper. Dieser spirituelle Körper begleitet die Seele in alle Ewigkeit und ist nicht von ihr zu trennen.

Die Zeit, die eine Seele auf Erden verbringt, ist nur ein winzig kleiner Bruchteil ihrer eigentlichen Existenz. Von der Ewigkeit aus betrachtet, ist das Leben auf der Erde nicht mehr als ein Wimpernschlag. Je länger ein spirituelles Wesen im jenseitigen Reich verbringt, desto unwirklicher und schemenhafter wird die Vorstellung, jemals einen fleischlichen Körper bewohnt zu haben.

Nein—auch wenn der Priester davon überzeugt ist, dass der Sinn des Lebens bedeutet, im Hier und Jetzt zu sein und stets danach zu trachten, durch gute Taten, Hilfsbereitschaft und gegenseitige und liebevolle Achtung zu glänzen, hat er leider nur teilweise recht.

Es ist unbestritten, dass es der Seele für die kurze Spanne, da sie eine fleischliche Hülle bewohnt, mehr als nur zum Segen gereicht, wenn sie darauf bedacht ist, ein Leben in Liebe und Güte zu führen. Alles, was der Mensch auf Erden denkt, redet oder tut, definiert den Ausgangspunkt, von dem aus die Reise der Seele in der spirituellen Welt beginnt—eine Reise, die das Ziel hat, sich ständig weiterzuentwickeln und zu reifen, bis die Bestimmung des Menschen, sich als Teil der göttlichen Ordnung in die universelle Harmonie wiedereinzugliedern, erfüllt ist.

Je mehr der Mensch auf Erden versucht, den Willen Gottes zu tun und sich an Seinen göttlichen Gesetzen zu orientieren, desto schneller findet er zurück zum Anfang seiner langen Pilgerfahrt—die ursprüngliche Vollkommenheit, die er bei seiner Schöpfung besaß, bevor er seinen freien Willen dazu benutzt hat, sich aus der universellen Ordnung Gottes zu entfernen.

Diese Vollkommenheit gipfelt darin, dass der Mensch nicht nur Gott liebt, mit all der Liebe, zu der seine begrenzte Seele fähig ist, sondern auch sich selbst—und somit seinen Nächsten. Alle Menschen streben mehr oder weniger danach, diese Läuterung der natürlichen Liebe zu erlangen, und sowohl das Alte als auch das Neue Testament sind in dieser Hinsicht mehr als geeignet, dem Menschen den Weg zu weisen.

Wer das Dienen und die selbstlose Hingabe praktiziert, indem er Gott liebt und seinen Nächsten wie sich selbst, der folgt der einzig wahren Religion—was ihm nicht nur auf Erden, sondern auch im geistigen Reich zum Segen wird. Alle, die diesen Weg wählen, finden nicht nur zurück in die Harmonie, die von den Gesetzen Gottes garantiert wird, sondern sie werden die vollkommenen Menschen, als die sie einmal erschaffen worden sind. Göttlich kann der Mensch auf diese Weise allerdings nicht werden!

Es ist deshalb höchste Zeit, dass Priester und Geistliche diesen gravierenden Unterschied verstehen und predigen, damit die Menschen die Möglichkeit haben, sich für eine Richtung zu entscheiden. Denn nur einer der beiden Wege verspricht unaussprechliches Glück und Glückseligkeit. In dem Maße, in dem diese Dinge zur Vollendung gelangen, wird der Mensch wieder zum Sohn Gottes, der nicht nur gegenüber Seinen Gesetzen gehorsam ist, sondern die wahre Bedeutung erkennt, was es heißt, Gott und seinen Nächsten zu lieben.

Lass mich also noch einmal zusammenfassen: Der Priester hat völlig recht, wenn er die Goldene Regel als Grundlage seiner Religion erklärt. Es ist eine Wahrheit, dass jeder Mensch, der dieser Maxime folgt, in den Zustand des vollkommenen Menschen gelangt, indem er seinen freien Willen benutzt, in Harmonie mit dem Willen Gottes zu kommen. Mehr als Vollkommenheit ist auf diesem Weg allerdings nicht zu erreichen!

Da ich sehe, dass du mit deinen Kräften am Ende bist, werde ich meine Botschaft an dieser Stelle unterbrechen, um beim nächsten Mal dort anzuknüpfen, wo wir heute aufgehört haben. Ich bin überaus erfreut, dass es dir besser geht und hoffe, dass wir unsere Botschaften ohne weitere Unterbrechung fortsetzen können.

Bete nur mehr und vertraue, dass der Vater deine Gebete erhört. Glaube mir, dass ich dich liebe und dass es mein Wunsch ist, dich glücklich und frei von Sorgen zu sehen. Gute Nacht!

Jesus—dein Bruder und Freund.

©Geoff Cutler
https://new-birth.net/padgetts-messages/true-gospel-revealed-anew-by-jesus-volume-2/jesus-the-individualization-and-incarnation-of-the-soul-vol-2-pg232/

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